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Biokunststoffe sind das „bessere Plastik“

„Multitalent Plastik? Die Konkurrenz steht in den Startlöchern“. Unter diesem Titel lud die Junge DLG/Team Triesdorf zu einer Vortragsveranstaltung ein. Neben der Vorstellung der allgemeinen Plastikmüllproblematik ging es außerdem um mögliche Alternativen zum konventionellen Plastik.

Steht die Konkurrenz wirklich in den Startlöchern? Mit dieser Frage beschäftigte sich Nico Arbeck von CARMEN e.V. in seinem Vortrag. Er gab zunächst einen kurzen Überblick über die globale Plastiknutzung. Weltweit hat sich die Kunststoffwirtschaft in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt: Wurden 1950 noch rund 1,5 Mio. t Plastik produziert, so lag die Zahl im Jahr 2015 bereits bei rund 322 Mio. t. Ein weiterer Anstieg des Kunststoffverbrauches ist vor allem in den Entwicklungsländern zu erwarten.

Laut Arbeck liegt die Ursache des Müllproblems vor allem in der Entsorgung der Kunststoffe. Denn nur ein sehr geringer Anteil wird recycelt. Der meiste Plastikmüll wird auf Deponien gelagert oder gelangt unkontrolliert in die Umwelt, was unabsehbare Folgen mit sich bringt. Mittlerweile finden sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel nahezu überall: in Luft, Wasser, Lebensmitteln und auch im Boden.

Im weiteren Verlauf seines Vortrags stellte Arbeck fest, dass es zwar Biokunststoffe gibt, diese aber keine Konkurrenz zum Plastik darstellen. Aktuell liegt die weltweite Produktionskapazität für abbaubare Kunststoffe gerade einmal bei 2,6 Mio. t. Große Wachstumsschritte sind auf absehbare Zeit auch nicht zu erwarten, was vor allem an der mangelnden politischen Unterstützung liegt. Dabei gäbe es durchaus ein großes Potenzial: Prinzipiell lässt sich aus fast jeder Biomasse auch Biokunststoff herstellen.

Die am häufigsten verwendeten Materialien sind Stärke, Zucker, Lignin und Öle. Doch die Produktion dieser Plastikalternativen ist oftmals sehr energieaufwändig und im Vergleich zu normalem Plastik auch teurer. Weiterhin wird für die Produktion Landfläche benötigt, welche für die Nahrungsmittelproduktion nicht mehr zur Verfügung steht. Der hohe Wasserverbrauch bei der Produktion ist ebenfalls als problematisch anzusehen. Dennoch stellte Arbeck den Biokunststoffen abschließend ein gutes Zeugnis aus. Aufgrund ihrer Nachhaltigkeit und der geringeren Umweltschäden seien sie „das bessere Plastik“.

Die Reduktion des Plastikmüllabfalls hat sich die Firma Landpack zum Ziel gesetzt. Ihre Mission ist es, Styropor durch echte biologische Alternativen zu ersetzen. Für die Styroporproduktion werden nämlich europaweit jährlich 390.000 t Rohöl verbraucht. Als Alternative zu Styroporboxen stellte Thea Hintermeier, bei Landpack für Marketing und Vertrieb zuständig, Dämmelemente aus Stroh vor. Dieses wird in einem patentierten Verfahren unter bestimmten Feuchtigkeits-, Druck- und Temperaturbedingungen zu Platten gepresst.

Eingesetzt werden strohgedämmte Kartons im Versand von Lebensmitteln, Arzneimitteln und Tiefgefrorenem. Im Vergleich zwischen Styroporbox und der alternativen Strohbox stellte sich heraus, dass die Isolierungsleistung einer Strohbox genauso gut ist wie die einer herkömmlichen Styroporbox (siehe auch Editorial im Mitgliedernewsletter vom 17. Mai).

Als Vorteile der Strohdämmung nannte Hintermeier die gute Verfügbarkeit des Ausgangsmaterials, welches als Nebenprodukt in der Landwirtschaft anfällt. Weiterhin können die Strohelemente eine sehr gute Energieeffizienz vorweisen. Denn im Vergleich zur Styroporproduktion werden lediglich 2 Prozent der Primärenergie benötigt.

Als dritter Referent stellte Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum Straubing eine weitere Alternative zu Plastik vor: Einem Forscherteam ist die Entwicklung einer biologisch abbaubaren Silageabdeckung aus nachwachsenden Rohstoffen gelungen. Dadurch lässt sich sehr viel Müll sowie Arbeitszeit beim Ab- und Aufdecken von Fahrsilos einsparen.

Ziel war die Erfindung einer Abdeckung, welche auf das Silo aufgespritzt wird, zusammen mit der Silage entnommen und verfüttert werden kann und biologisch abbaubar ist. Außerdem muss das Produkt zahlreiche weitere Eigenschaften einer guten Silageabdeckung aufweisen: Sie soll luft-, wasser- und gasdicht sein, sich unter UV-Strahlung nicht zersetzen, eine hohe Elastizität aufweisen, etc.

Diese Eigenschaften in einem natürlichen Produkt zu kombinieren, stellte die Forscher vor eine Herausforderung. Im Laufe der Zeit wurden über 400 verschiedene Rezepturen entwickelt und getestet. Das fertige Produkt ist als 2-Komponentenmittel konzipiert und enthält unter anderem Rapsöl, Naturkautschuk und Glycerin.

Bei zahlreichen Tests mit verschiedenen Silagen hat sich die heutige Rezeptur bewährt. So war eine Maissilage nach 8-monatiger Abdeckung hinsichtlich der Qualität vergleichbar mit einer konventionell abgedeckten Silage. Auch die biologische Abbaubarkeit in einer Biogasanlage wurde untersucht. Unter diesen Bedingungen zersetzt sich die Abdeckung innerhalb von 34 Tagen zu rund 30 Prozent.

Lediglich die Verfütterung des Abdeckmaterials an Tiere ist aktuell noch nicht möglich. Dies liegt an der fehlenden Futtermittelzulassung für den enthaltenen Naturkautschuk.

Zurzeit ist das TFZ Straubing auf der Suche nach einem Partner für die kommerzielle Vermarktung des Mittels.