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Wie sieht die Landwirtschaft in 15 Jahren aus?

Bodensensoren und Satellitenaufnahmen stellen optimale Aussaatbedingungen fest. Der Wetterbericht sieht auch perfekt aus. Der Computer hat das Saatgut schon bestellt – natürlich die beste Sorte für den Standort. Das Saatgut wird eingefüllt, der Schlepper getankt und schon kann die autonome Aussaat erfolgen.

Auftretende Schäden an der Maschine können bereits frühzeitig erkannt, die Fehlercodes an die Werkstatt gesendet und Ersatzteile bestellt werden. Der Servicetechniker repariert aufgrund genauster Diagnose in Windeseile und bei alle dem kann der Landwirt vom Wegesrand aus zuschauen.

Sieht so die Landwirtschaft in 15 Jahren aus? Diesem Thema wurde auf der Future of Food Tagung der Hochschule Anhalt in Zusammenarbeit mit dem Junge DLG/Team Bernburg nachgegangen. Einen ganzen Tag lang wurden die Chancen und Risiken der Landwirtschaft 4.0 diskutiert.

Mit der Eröffnung durch Prof. Dr. Bagdahn (Präsident der Hochschule Anhalt) und der Videobotschaft von Kees de Vries (Mitglied des Deutschen Bundestages) wurde den Zuhörern eindrucksvoll klar, wie brisant das Thema ist. „Standardisierte und praxistaugliche Daten“ zur herstellerübergreifenden Anwendung sind dazu ebenso wichtig wie der „konsequente Ausbau des Glasfasernetzes und die Umsetzung des 5G-Netzes in ländlichen Räumen“. Der Appell an alle: Es braucht innovative, modellhafte Ideen in der Entwicklung und auch in der Umsetzung.

Als erster Redner veranschaulicht Prof. Dr. Clasen (Hochschule Hannover, Professor für Electronic Business) das sich ändernde Berufsbild des Landwirtes. Ebenso wichtig ist die Frage der Datensicherheit und des Datenschutzes. Ist eine Datenablage in der Cloud für den Bestand der Daten nicht vielleicht sicherer als die externe Festplatte im Büro direkt neben dem genutzten Rechner? Und wie viele personenbezogene Daten gibt man Preis, um die Vorteile einiger Apps nutzen zu können? Diese Fragen muss am Schluss jeder für sich beantworten. Meist erfahren solche Prozesse eine exponentielle Entwicklung, die auch ein Umdenken in der Ausbildung nötig macht.

Im Anschluss lenkt Prof. Dr. Pietsch (Hochschule Anhalt, Professur für Landschaftsplanung und Umweltarchitektur) den Blick auf die Biodiversität. Von Rehkitzerkennung bis Hackroboter sind viele Einsatzgebiete der digitalen Tools vorstell- und umsetzbar. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Bodenbrüter im Feld zu erkennen und deren Nester auf Besatz zu untersuchen. Und zwar ohne durch das Feld laufen zu müssen und die Tiere damit aufzuschrecken.

Zur Sicherheit der Daten durch dezentrale Datenhaltung und auch regionale Vernetzung sprach Daniel Eberz (DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück). Er stellt mit GeoBox ein System vor, dass eine Verknüpfung zwischen Daten des Betriebes und öffentlichen Daten herstellt, denn auch für die Offizialberatung ist eine resiliente und ausfallsichere digitale Infrastruktur unumgänglich.

Wie die Firmen in ihrer Ausrichtung mit diesem Thema umgehen, zeigten Constanze Albrecht (365 FarmNet GmbH), Cornelius Donath (John Deere) und Philip Jung (KWS Saat SE) in ihren Vorträgen. Schnell wird die Richtung klar: für den Landwirt einfache Anwendung, sichere Dokumentation und genaues vorausschauendes Arbeiten.

Einen interessanten Ansatz verfolgt auch „Agrando“, welches eine Plattform zur Kommunikation zwischen Landwirt und verschiedenen Händlern bietet und damit den Landhandel auf digitale Füße stellt. Thilo Wendt, geschäftsführender Gesellschafter der Agrar GmbH Manker, stellt dieses Konzept mit der Vision der „Gemeinschaft von Landwirten und Landhändlern – unabhängig ihrer Größe oder Region – die zusammen die Herausforderungen des digitalen Wandels bewältigen“ vor.

Den Abschlussvortrag des Tages hält Prof. Dr. Dohmen (Hochschule Anhalt, Professur für Agrarmanagement). Neben dem eingangs beschriebenen Szenario erweitert er die Definition von Produktionsfaktoren. Denn die beschriebenen „materiellen und immateriellen Güter, die aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen für das Hervorbringen der Produkte nötig sind“, waren bisher nur in drei Kategorien eingeteilt: Arbeit, Kapital und Boden. Durch die Digitalisierung kommt nun auch der wichtige Faktor „Information“ dazu.