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Ein Trip durch Süd- und Ost-Europa

Die Junge DLG/Team Kiel lud dieser Tage zum Thema #farmersroadtrip (17.000 km, 48 Tage Landwirtschaft in Süd- und Ost-Europa) zu einem Kaminabend im Emil Lang Hörsaal in Kiel ein. In gemütlicher Atmosphäre konnte Dr. Maximilian Severin spannende Einblicke in die Firma Stickstoffwerke Piesteritz GmbH (SKW) vermitteln. Zudem berichtete Nicolai Mackenstedt (Landwirtssohn und Agrarstudent aus Rehden) über seinen erfahrungsreichen Auslandsaufenthalt in verschiedenen europäischen Ländern.

Dr. Maximilian Severin eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung der Firma SKW: Die Firma arbeitet derzeit mit rund 220 Unternehmen zusammen und beschäftigt rund 35.000 Mitarbeiter. Der Agro-Chemie Park in Lutherstadt Wittenberg ist 22 ha groß. Neben der Stickstoffdüngemittel- und Futterharnstoffherstellung ist SKW auch der größte AdBlue-Produzent Deutschlands.

Er vermittelte dem Publikum, dass nur jeder zweite Mensch auf Grund von mineralischer Düngung auf der Welt ernährt werden kann. 

Außerdem stellte Severin die Website duengerfuchs.de vor, die den Kunden Wissen zur Pflanzenernährung, sowie Grundlagen zu Düngestrategien vermitteln soll. Ebenso erinnerte er daran, dass die Herausforderungen an die Stickstoffdüngung von vielen Faktoren abhängig ist – vor allem von Ökologie, Gesellschaft, Ökonomie, Wetterextremen und Lebensmittelqualität.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete Nicolai Mackenstedt mit seinem „farmersroadtrip“. Er bereiste insgesamt 15 Länder, besuchte 65 Betriebe und war 48 Tage in Süd- und Ost-Europa unterwegs. Hauptsponsor des farmersroadtrip war die SKW, welche ihm 90 Prozent der ausländischen Kontakte stellte. 10 Prozent seiner Kontakte stellte er selber her, indem er direkt vor Ort auf Höfe fuhr.

Seine Reise begann am 16. Juli 2019 mit einem Skoda in Norddeutschland. Sein erstes Ziel war der größte Milchviehbetrieb Österreichs, mit 300 ha Land und 280 Parzellen. Schnell merkte er, dass es in diesem Land noch viele landwirtschaftliche Betriebe im Nebenerwerb gibt, welche im Schnitt 24 Rinder/Betrieb besitzen. Zudem lernte er die Heuernte der Bergbauern, an sehr steilen Hängen kennen.

Als nächstes Ziel stand Frankreich auf dem Plan. Mackenstedt bekam dort Einblicke in die Lavendelproduktion und erfuhr, dass aus 150 kg Lavendelblüten, 1einLiter Lavendelöl gewonnen werden kann.

In Spaniens größtem Anbaugebiet für Oliven bestaunte Mackenstedt die Selbstfahrer für Olivenbäume. 

Ein spontaner Trip nach Mallorca zeigte ihm eine 140 ha große Fläche, auf der Salzproduktion betrieben wird. Zudem lernte er auf dieser Insel die biodynamische Landwirtschaft kennen, welche er von einer deutschen Auswanderin nahe gelegt bekam.

Die Salatvermehrung lernte er in Italien kennen. Dabei würde die ganze Pflanze zuerst für zehn Tage auf Schwade gelegt werden und später die Samen ausgedroschen.

In Griechenland erfuhr er mehr über den Anbau von Erdnüssen, Baumwolle, Wassermelonen und über die Herstellung von Biodiesel mit Sonnenblumen. Bei diesen Betrieben durfte er auch selbst mit anpacken. 

In seinem letzten bereisten Land, Rumänien, besichtigte er einen 10.000 ha Ackerbaubetrieb, welcher von einem deutschen Landwirt geführt wird. Der Landwirt machte ihm klar, dass es üblich sei, die Erntereste der Ernte auf den Feldern zu verbrennen, welches eine deutliche Erleichterung für die darauffolgende Ernte sei.

Am 1. September 2019 kam er dann wieder in Deutschland an. Es stellte sich heraus, dass seine Bedenken, die er vorher hatte grundlos waren. Wie zum Beispiel: Wie schaffe ich es, im Auto zu schlafen? Komme ich problemlos über alle Grenzen? Reichen meine Englischkenntnisse aus?. Die größte Herausforderung für ihn war es, mit der Kamera und der Drohne richtig umzugehen. 

Im Endeffekt konnte er 80 neue Kontakte gewinnen. Und sein Lebensmotto nach diesem Trip lautet: Einfach machen!

Zum Schluss der Veranstaltung zeigte Mackenstedt dem Publikum noch ein Video mit spannenden Eindrücken seiner Reise, das alle begeisterte.

In Österreich können Bergbauern mit im Durchschnitt acht Milchkühen ihr Grundfutter für die Kühe in manchen Regionen ausschließlich per Hand beziehungsweise mit den im Bild ersichtlichen Geräten bergen. Diese Betriebe sind von einem starken Strukturwandel betroffen, haben mir viele Landwirte berichtet. Die junge Generation der überwiegend im Nebenerwerb geführten Betriebe zeiht häufig ein einfacheres Leben vor, ohne den kompletten Urlaub und die Freizeit für den Betrieb opfern zu müssen.
Fotos: Mackenstedt

Ein häufiger Anblick für mich in der Schweiz: schöne Landschaften, kleine Betriebe mit kleinteiligen Strukturen. Auf dem Bild außerdem erkennbar: Der Skoda Karoq, in dem ich über 40 von 46 Nächten übernachtet und 17.000 km Strecke zurückgelegt habe. 

Ein typisches Bild der Region rund um Andalusien (Spanien) - größtes Anbaugebiet für Oliven weltweit. Die einzelnen Bäume, auf der Fläche zerstreut, stellen die traditionelle Olivenproduktion dar. Die Fläche zwischen den Bäumen wird bewirtschaftet (auf dem Bild abgeerntete Getreidefelder). 

Die einzelnen Bäume müssen bei der Ernte im November von der Erntemaschine umsteuert werden. Bei der modernen Produktion werden Plantagen „heckenartig“ angepflanzt, so dass eine deutlich ökonomischere Erzeugung möglich ist. 

In Italien konnte ich einen Tag lang ein Lohnunternehmen, das sich auf die Saatgutproduktion von Salat, Karotten, Zuckerrüben, Mais und Sonnenblumen spezialisiert hat, begleiten. Auf dem Bild werden die vor zehn Tagen gemähten Zuckerrübenpflanzen mit einem gewöhnlichen Schüttler gedroschen. 

Auf 140 ha wird auf Mallorca Salz hergestellt. Durch das angrenzende Meer werden die Felder im Frühling geflutet, woraufhin das Wasser in den darauffolgenden Monaten verdunstet und das Salz am Erdboden zurück bleibt. Mittels Schlepper und Fräse wird das weiße Gold schließlich abgetragen und „geerntet“.

Angekommen in Griechenland, wurde ich bei der Wassermelonen-Ernte gemeinsam mit sechs Albanern eingespannt. 80 t Melonen werden in mehreren Etappen von den krautigen Pflanzen auf einem ha geerntet. „Just in time“ wird die Ernte durchgeführt, so dass die Melonen noch am selben Tag der Ernte im Supermarkt liegen. 

Auch die Nachbereitung, eine Fungizidmaßnahme, maximal 48 Stunden nach der Ernte, erfordert ein besonderes Management. Durch Verletzungen an den Ranken durch die Ernte werden Eintrittspforten für Pilze geschaffen, welche es zu unterdrücken gilt.

Einen Milchviehbetrieb mit insgesamt 9.000 Rindern konnte ich in Bulgarien kennen lernen. Mit Biogasanlage und Gülleseperator wurde die Gülle veredelt. Fast das komplette Futter der Wiederkäuer wurde von den 10.000 ha bewirtschafteter Fläche eigenmechanisiert geerntet.

Auf dem Betrieb von Klaus Abel, einem deutschen Unternehmer, konnte ich in Rumänien feststellen, welch ein Entwicklungspotential das Land immer noch bietet. Innerhalb von vier Jahren konnte er die bewirtschaftete Fläche von 4.500 ha auf 9.500 ha erhöhen. Auf dem Bild wurde die 12-Meter-Horsch Pronto für die anstehende Rapsaussaat vorbereitet.

Fotos: Mackenstedt